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Biographische Angaben
Der Arche-Verlag wurde 1944 vom Jurastudent Peter Schifferli (1921-1980) in Zürich gegründet (Eintrag ins Handelsregister:
15. Juli) und verlegte zu Beginn hauptsächlich englischsprachige Weltliteratur in deutscher Übersetzung, u.a. von Thornton
Wilder, Herman Melville, Graham Greene und Evelyn Waugh. Daneben bot Schifferli in der Nachkriegszeit vielen deutschen Autoren,
die infolge der heimatlichen Zensur ohne Verlag waren, eine Plattform, so etwa Werner Bergengruen, Gottfried Benn oder Ernst
Jünger, welchen in Nazi-Deutschland striktes Schreibverbot auferlegt worden war. Wie es der Name des Verlags bereits andeutet,
spezialisierte sich die «Arche» anfänglich also vornehmlich darauf, gefährdetes Kulturgut zu retten und exilierten Schriftstellern
ein Asyl zu bieten.
Rund zehn Jahre nach der Arche-Gründung rief Schifferli den Zweitverlag «Sanssouci» ins Leben, zu dessen bedeutsamsten Aushängeschild
Horst Wolfram Geissler werden sollte. Es entstanden zudem die Sammlung «Horizont» sowie die erfolgreiche Reihe «Die kleinen
Bücher der Arche», deren Veröffentlichungen ursprünglich der Unterhaltung von Kriegsgefangenen zugedacht waren. Weiter vertrieb
Schifferli in den Fünfziger Jahren auch vermehrt dadaistische Schriftsteller wie Hans Arp, Walter Mehring, Richard Huelsenbeck
und – posthum mit einer Gesamtausgabe seiner Gedichte – Hugo Ball. Der Blick ins damalige Verlagsprogramm verrät auch eine
Affinität gegenüber religiöser Dichtung: Einerseits veröffentlichten u.a. Reinhold Schneider, Hans Urs von Balthasar und Silja
Walter auf den Planken der «Arche», andererseits verlegte Schifferli wiederholt Sammlungen verschiedenster Weihnachtserzählungen,
zuweilen auch unter eigenen Herausgeber-Pseudonymen (u.a. Alan Wood).
Während der Sechziger Jahren konnte sich die deutschsprachige Verlagswelt allmählich von der geistigen Krise des Zweiten Weltkrieges
erholen, wodurch es für Schifferli schwieriger wurde, international bekannte Autoren für das eigene Programm zu gewinnen.
Neu bemühte man sich nunmehr besonders stark um junge, vielversprechende Schreibtalente aus der Schweiz: Hugo Loetscher mit
Abwässer: Ein Gutachten (1963), Adolf Muschg mit Im Sommer des Hasen (1965) und Gerold Späth mit Unschlecht (1970) debütierten
bei Schifferli. Zuvor war diesem mit der Verpflichtung von Friedrich Dürrenmatt, der mit Die Stadt (1952) seinen Erstling
vorlegte, der wohl grösste Coup in der Geschichte der «Arche» gelungen. Die Werke des Berner Dramatikers und Dichters – neben
jenen des anderen «Bestsellers», Bergengruen – verhalfen dem Zürcher Verleger zu weitgehender ökonomischer Unabhängigkeit.
Ein weiteres grosses Verdienst Schifferlis betreffend die Förderung erstklassiger Schweizer Literatur bestand in der Neuverlegung
des damals weitgehend vergessenen Autors Friedrich Glauser: Zwischen 1969 und 1974 veröffentlichte die «Arche» eine vierbändige
Gesamtausgabe des Schweizer Krimi-Pioniers.
Peter Schifferli starb 1980 in Zürich. Seinen Verlag führten seine zwei Söhne bis 1982 weiter, ehe er von Regina Vitali und
Elisabeth Raabe erworben wurde. Schifferli galt zeit seiner beruflichen Karriere als ausserordentlich kreativer, jedoch ebenso
unkonventioneller wie eigenwilliger Verleger: Vielfach wurde ihm nachgesagt, nie wirklich allgemeine Büchertrends beachtet,
sondern vielmehr lediglich nach persönlichem Interesse und Gutdünken publiziert zu haben. Seine grossen Verdienste für den
deutschen wie den schweizerischen Büchermarkt – einerseits als Konservierer bereits etablierter, jedoch gefährdeter Literatur,
andererseits als Förderer neuer Autoren – sind jedoch unumstritten.
Umfang und Inhalt der Dokumente
Die insgesamt 138 Archivschachteln des Arche-Verlags beinhalten:
A) eine grosse Auswahl an verschiedenen, in der Regel nach Buchtitel geordneten <i>Avant-texte</i>-Dokumenten, d.h. Werkmanuskripte
(häufig Typo-, seltener Manuskripte) und unterschiedliche Druckabzüge wie Korrekturfahnen oder Umbrüche (mit handschr. Korrekturen
usw. sowohl von den jeweiligen AutorInnen als auch vom verlagsinternen Lektorat), die den Prozess der Buchgenese veranschaulichen,
B) die (unvollständige) Korrespondenz des Verlags mit seinen AutorInnen, verschiedenen anderen Verlagshäusern sowie Institutionen
aus der Buchdruck-Branche; ein- und beiliegend zudem häufig weitere Produktionsunterlagen wie u.a. Verlagsverträge, Rechnungen,
Lieferscheine usw.,
D) separat aufbewahrte Konvolute originaler Illustrationen, geordnet einerseits nach Künstler, andererseits nach entsprechendem
Buchtitel, sowie Fotodokumentation betr. nationale und internationale Theateraufführungen von Dramen Friedrich Dürrenmatts.
Administrative Informationen
Zugang
Konsultation nur im Lesesaal SLA. Einschränkungen vor allem aus urheber- und persönlichkeitsrechtlichen Gründen.
Bevorzugte Zitierweise
Schweizerisches Literaturarchiv (SLA), Arche-Verlagsarchiv
Erwerbung
15.07.1944: Gründung und Eintrag ins Handelsregister Zürich; 31.12.1982: Verkauf an Regina Vitali und Elisabeth Raabe; 2011:
Übernahme ins Schweizerische Literaturarchiv
Hinweise zur Erschliessung
Dieses Online-Inventar wurde aus HelveticArchives generiert. Es unterscheidet sich in seinem Erscheinungsbild von "normalen" Online-Inventaren hauptsächlich durch die beiden
folgende Merkmale: das Datum wird mit Punkt (statt Trennstrich) angezeigt, es gibt - strukturell bedingt - mehr „Darin“-Auflistungen
im Bemerkungsfeld. In ihrem Inhalt sind die beiden Inventarformen jedoch identisch.
Erschliessungsprojekt 2012, abgeschlossen