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Biographische Angaben
Geboren ist Reto Hänny am 13. April 1947 in Tschappina GR, zuoberst am Heinzenberg; aufgewachsen in einer Bergbauernfamilie.
Nach Primar- und Sekundarschule am Heinzenberg, Besuch der Mittelschule in Chur; Abschluß als Volksschullehrer. Einige Jahre
Schuldienst als Lehrer an einer Gesamtschule in einem kleinen Bergdorf (Safiental, Graubünden). Ausgedehnte Reisen kreuz und
quer durch Europa; über den Balkan und die Türkei nach Persien und Afghanistan (1971); nach Nordafrika und in die Sahara (1972).
Längere Studienaufenthalte in Venedig (1968/69) und Amsterdam (1972/73). Theaterarbeit am Stadttheater Chur, erst als Bühnenarbeiter,
dann als Bühnenmeister. 1973 Übersiedlung nach Zürich. Studium der Literatur, Ethnologie und Kunstgeschichte an der Universität
und an der ETH in Zürich (abgebrochen, weil das Schreiben immer mehr ins Zentrum rückt). Mehrjähriger Aufenthalt in Berlin
(1981-89), mehrere längere Reisen durch Polen (1989, 1990, 1992). Neben handwerklicher Tätigkeit, die das Schreiben immer
begleitete, im Zuge eines halbjährigen Paris-Aufenthaltes im Jahre 1995, dem bis in jüngste Zeit weitere kürzere und längere
Aufenthalte folgten (der letzte längere im Jahre 2005), in den letzten Jahren, immer angewiderter von den Eitelkeiten des
Literaturbetriebs, intensive Auseinandersetzung mit Musik (vor allem Neue Musik, Freie Improvisation) und bildender Kunst
(von der ital. Gotik über Poussin, Chardin, La Tour, die Holländer, Turner und Giacometti bis zur Gegenwart). Mehrere Jahre
"Bilderhirte" (Aufseher) im Kunsthaus Zürich.
Realisation mehrerer Projekte in Zusammenarbeit mit Künstlern, u. a. mit Werner Lüdi (musikalisch-experimentelle Lesungen
[Kunsthaus Aarau, Kunsthalle Basel u.a.]); Hans Danuser (Projekt Wildwechsel [Kunsthaus Chur], aus dem Helldunkel – Ein Bilderbuch
hervorgeht [mit Guai, einer Montage daraus, Ingeborg-Bachmann-Preis 1994]); Simon Beer (Projekt / Installation Sacra conversazione
im Suermondt-Ludwig-Museum, Aachen); Felix Humm, Mailand (Buchprojekt Frühling Primavera Spring Time Printemps ); Markus Raetz
(das als work in progress angelegte Projekt Dinten. Im Bereich des Möglichen).
Hänny lebt in Zollikon und Graubünden. Letzte Publikationen (Stand 2017): Im Frühjahr 2007, aus Anlass des 60. Geburtstags
des Autors, erschien Flug komplett "übermalt" als Neufassung in der Bibliothek Suhrkamp. 2014 publizierte Matthes & Seitz
Blooms Schatten.
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Foto: Eva Caflisch, 2009
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Umfang und Inhalt der Dokumente
Das Archiv Reto Hänny enthält neben den Arbeitsbüchern die Agenden ab 1971, das lyrische Frühwerk und verschiedene unpublizierte
Projekte (Kafka-Projekt, Jenatsch-Komplex). Die Hauptwerke Ruch, Zürich. Anfang September, Flug, Am Boden des Kopfes. Verwirrungen
eines Mitteleuropäers in Mitteleuropa, Helldunkel. Ein Bilderbuch sowie die neue Fassung von Flug sind in ihren Manuskripten,
Konzepten, teilweise eigentlichen Partituren, erhalten, ebenso ihre Bearbeitungsstufen bis hin zu den Fahnenkorrekturen. Charakteristisch
für sein Schreiben ist das „Übermalen“, das permanente Überarbeiten seiner Werke. Materialien und Dokumente aus dem Arbeitsprozess
sind ebenfalls überliefert. Eine individuelle wie sozialhistorische Besonderheit sind die Notizen aus der Untersuchungshaft
(„Knasttagebuch“), die Gerichtsakten vom Prozess infolge des Polizeieinsatzes während der Zürcher Unruhen mit dazugehöriger
Korrespondenz und Dokumenten der 80er Bewegung. Künstlerische Entwürfe der Umschlagbilder und Tondokumente zeigen die Verankerung
seines Werks in allen Künsten.
Administrative Informationen
Zugang
Konsultation nur im Lesesaal SLA. Einschränkungen vor allem aus persönlichkeitsrechtlichen Gründen.
Bevorzugte Zitierweise
Schweizerisches Literaturarchiv (SLA): Archiv Reto Hänny
Erwerbung
Das Archiv wird kontinuierlich ergänzt. Die Korrespondenz verbleibt vorläufig beim Autor1. Nachlieferung 2018, 14.06.2018
Hinweise zur Erschliessung
Dieses Online-Inventar wurde aus HelveticArchives generiert. Es unterscheidet sich in seinem Erscheinungsbild von "normalen"
Online-Inventaren hauptsächlich durch die beiden folgenden Merkmale: das Datum wird mit Punkt (statt Trennstrich) angezeigt,
es gibt - strukturell bedingt - mehr „Darin“-Auflistungen im Bemerkungsfeld. In ihrem Inhalt sind die beiden Inventarformen
jedoch identisch.
Vor der Übernahme der Archivalien wurden die Textgenesen der Hauptwerke in den Hauptzügen vom Autor persönlich rekonstruiert,
so dass die Kontinuität seines Schaffens in seinen Bearbeitungsstufen dokumentiert ist. Die allermeisten Konvolute tragen
deshalb entsprechende Katalogisierungs-Vermerke (auf einem Umschlag-Blatt) von dessen Hand. Diese Umschläge mit den Erläuterungen
des Autors (mit ihrer römisch-arabischen Numerierung / Katalogisierung) wurden beibehalten und umfassen nun jeweils die Materialien.
Lukas Dettwiler hat die Materialien für die Anfertigung des Inventars definitiv erschlossen und mit den Signaturen des SLA
versehen. Bei der Ablage der Dokumente in die säurefreien Archivierungsmaterialien wurden die Dokumente in ihrer vorgefundenen
Reihenfolge belassen; an A4-Seiten mit Büroklammern angeheftete Zettelchen-Konvolute sind in der Regel in grüne Zwischenblätter
„verpackt“ worden mit der Abschrift der Zettelbeschriftung, um die Relation des Zettel-Konvoluts mit dem Typoskript zu tradieren.
Der Begriff "Ts." (Typokript) wird auch für Digiprints benutzt, bezeichnet also alle nicht handschriftlich verfassten oder
gedruckten Schriften und Texte. Ursprünglich in Ringordner (RO) abgeheftete (gelochte) Typoskripte und Materialien sind aus
konservatorischen Gründen meist mit dem so genannten System der "Archiv-Clips" wieder abgehefet worden.