|
|
|
Biographische Angaben
Hugo Marti wurde am 23.12.1893 in Basel geboren. Nach dem Tod, erst der Mutter und einige Jahre später, des Vaters wuchsen
Hugo Marti und seine Schwester bei der Stiefmutter Marie Marti-Rösch in Bern auf. Seine Kinder- und Jugendzeit hat Hugo Marti
später in dem autobiographischen Werk Eine Kindheit (1936) festgehalten und verarbeitet. Nach einem abgebrochenen Jura-Studium,
das ihn nach Berlin und Königsberg führte und Bekanntschaft mit seinen langjährigen Briefpartnerinnen Freda Hoffmann und Helle
Rosenow machen liess, schloss Hugo Marti 1921 in Bern ein Philologie-Studium, Schwerpunkt Germanistik, mit der Promotion ab.
Dazwischen lagen mehrere Jahre Unterbruch, die er als Hauslehrer eines Fürstenhauses in Rumänien und nach dem Kriegseintritt
Rumäniens und einer abenteuerlichen Reise mit seinen Schützlingen quer durch Europa in der Nähe von Kristiania, dem heutigen
Oslo, verbrachte. Dort lernte er seine spätere Frau, die Pfarrerstochter Elsa Lexow-Breck, kennen. Zurück in der Schweiz,
nahm er nach Abschluss seines Studiums eine Stelle als Redaktor bei der Berner Zeitung Der Bund an und wurde bald mit der
Leitung des im Brachen liegenden Feuilletons und der literarischen Beilage Der kleine Bund betraut. Nach der Heirat 1922 liessen
sich Elsa Lexow-Breck und Hugo Marti in Bern nieder, wo fünf Jahre später ihr Sohn Rolf geboren wurde. Bis kurz vor seinem
Tod war Hugo Marti als Redaktor des Bundes tätig und schrieb dabei eine staunenswerte hohe Zahl von Artikeln selbst, unter
anderem unter dem Pseudonym Bepp eine Kolumne, die aus dem Alltag eines biederen, aber fiktiven Bundesbeamten berichtete.
Nebenamtlich war er auch in zahlreichen kulturellen Organisationen und Institutionen tätig. Dennoch schaffte er es, sein schriftstellerisches
Werk weiterzuverfolgen: Zwischen 1291 und 1936 publizierte er mehrere Romane, die zum Teil schon in seinen Auslandsjahren
entstanden waren, einen Lyrikband, eine Auftragsbiographie und schrieb zwei Theaterstücke. Ende 1928 erkrankte Hugo Marti
an Tuberkulose und musste sich in den folgenden Jahren immer wieder für längere Zeit in Sanatorien aufhalten. Von den Erfahrungen
als Tuberkulose-Patient und der Welt der Sanatorien zeugt sein bekanntester Text, das Davoser Stundenbuch (1934). Am 20. April
1937 starb Hugo Marti im Alter von 43 Jahren an den Folgen einer missglückten Behandlung seiner Lungentuberkulose in Davos.
Hugo Marti hat nicht nur ein zwar nicht sehr umfangreiches, aber ausgesprochen vielfältiges schriftstellerisches Werk hinterlassen,
sondern er war auch für das kulturelle Leben Berns und der Schweiz in einem weiteren Sinn von Bedeutung, wie seine Korrespondenz
zeigt. Sein Verdienst war es auch, den Kleinen Bund zu einem überregional bedeutenden Forum für Kultur gemacht zu haben, in
dem Schweizer Literatur ebenso wie internationale besprochen wurde, traditionelle Strömungen genauso Platz hatten wie Experimentelles.
|
|
|
 |
|
|
Umfang und Inhalt der Dokumente
Der Nachlass von Hugo Marti enthält einige Manuskripte und Typoskripte seines literarischen Werks; darunter befinden sich
unveröffentlichte Frühwerke und frühe Gedichte. Die zeitgenössischen Reaktionen auf sein Werk sind in einer umfangreichen
Sammlung von gedruckten Rezensionen dokumentiert. Auch manche Exemplare von Erst- oder Teilabdrucken seiner kürzeren literarischen
Werke in Zeitschriften und Zeitungen befinden sich im Nachlass. Sein journalistisches Werk ist in einer relativ vollständigen
Sammlung (D-01) der Abdrucke seiner gut 2000 Artikel im Feuilleton des Bund und des Kleinen Bund präsent; Manuskripte und
Typoskripte dieser Artikel existieren jedoch bis auf wenige Einzelfällen nicht mehr, hingegen ein von Hugo Marti handschriftlich
hergestelltes Regis-ter zu seinem journalistischen Schaffen. Von zahlreichen Reden und Vorträgen sind mehr Arbeitsstadien
erhalten geblieben: Im Nachlass befinden sich Notizen, Manuskripte, Typoskripte und Abdrucke. Erhalten geblieben ist die umfangreiche,
vor allem geschäftliche Korrespondenz Hugo Martis, unter anderem mit Friedrich Glauser, Robert Walser, Maria Waser, Jean Rudolf
von Salis und Cäsar von Arx, wobei sich geschäftliche und private Korrespondenz oft vermischen und deshalb im Nachlass nicht
unterteilt sind. Hugo Marti hatte die Angewohnheit, den Durchschlag seiner eigenen Antworten (B-01) den Schreiben seiner Briefpartner
an ihn selbst beizulegen oder den Antwortentwurf von Hand direkt auf die Briefe zu schreiben, weshalb auch eine Rubrik von
Briefen Hugo Martis an andere (B-01) existiert.
Die Korrespondenz einzelne seiner Werke betreffend oder zu bestimmten Themen sind in Konvolute (B-04) eingeordnet, die Hugo
Marti teilweise schon selbst angelegt hatte. Korrespondenz rein privater Art ist - mit wenigen, aber umso bedeutenderen Ausnahmen
- nicht erhalten geblieben. Zu diesen Ausnahmen zählt an erster Stelle der sehr umfangreiche Briefwechsel zwischen Hugo Marti
und seiner Verlobten und späteren Frau, ausserdem der Briefwechsel mit seiner mütter-lichen Freundin Freda Hoffmann; die Briefe
seiner zweiten, ebenfalls älteren Freundin Helle Rosenow und seine eigenen Briefe an seinen Jugendfreund Werner Juker. Abgesehen
von Hugo Martis eigenen Briefkontakten sind im Archiv auch zahlreiche Briefkontakte Dritter an Dritte vorhanden, die vor allem
nach seinem frühen Tod entstanden sind, namentlich die Korrespondenz seiner Frau, Elsa Marti, mit Verlegern. Im Nachlass befinden
sich auch etliche schriftliche Dokumente aus Hugo Martis Jugend wie Zeugnisse, Testathefte u. ä., ausserdem relativ vollständig
die Verlagsverträge. Unter der Rubrik Lebensdokumente (C) finden sich auch rund dreissig Reproduktionen von Fotos des Autors
und in der Abteilung Sammlungen (D) in gedruckter Form postume Würdigungen.
Administrative Informationen
Zugang
Konsultation nur im Lesesaal SLA. Einschränkungen vor allem aus urheber- und persönlichkeitsrechtlichen Gründen.
Bevorzugte Zitierweise
Schweizerisches Literaturarchiv (SLA). Nachlass Hugo Marti.
Erwerbung
Schenkung, 2005
Hinweise zur Erschliessung
Dieses Online-Inventar wurde aus HelveticArchives generiert. Es unterscheidet sich in seinem Erscheinungsbild von "normalen"
Online-Inventaren hauptsächlich durch die beiden folgenden Merkmale: das Datum wird mit Punkt (statt Trennstrich) angezeigt,
es gibt - strukturell bedingt - mehr „Darin“-Auflistungen im Bemerkungsfeld. In ihrem Inhalt sind die beiden Inventarformen
jedoch identisch.