Die Schriftstellerin Annemarie Schwarzenbach (1908–1942) ist längst eine fotografische Ikone, zugleich aber auch eine der bedeutenden deutschsprachigen Reisefotografinnen des 20. Jahrhunderts. In ihrem letzten Lebensjahrzehnt bereiste sie über ein Dutzend Länder auf vier Kontinenten, darunter die USA, Belgisch-Kongo, Marokko, Russland und das Baltikum, sowie Persien, Irak, Libanon, Syrien oder Afghanistan. Allein den Nahen Osten bereiste sie viermal, zuletzt 1939/40 gemeinsam mit der Genfer Reiseschriftstellerin Ella Maillart. Die vielfältigen Erfahrungen und sozialkritischen Betrachtungen dieser Reisen schlugen sich zum einen in literarischen Texten (Winter in Vorderasien; Tod in Persien; Das glückliche Tal) und in insgesamt über 300 Reisereportagen für die Basler National-Zeitung, die NZZ, Sie und Er oder Die Weltwoche nieder. Zum andern schoss Schwarzenbach mit ihrer Spiegelreflexkamera Rolleiflex gegen 3500 Fotos, die im Rahmen ihrer aufwändigen Fotoreportagen vornehmlich in der von Arnold Kübler verantworteten Zürcher Illustrierten (ZI) erschienen. Gerade die Fotos sind in den letzten Jahren besonders in den Fokus der Forschung gerückt und vermehrt Gegenstand von Ausstellungen geworden.
Annemarie Schwarzenbachs fotografischer Nachlass kann mithin als einer der Schätze innerhalb der Sammlungen des Schweizerischen Literaturarchivs bezeichnet werden. Die Erschliessung ihrer Fotos (2006–2012) erlaubte erstmals die präzise Identifikation der Fotografien, so dass Schwarzenbachs Reiserouten aus den Jahren 1933–1942 weitgehend rekonstruiert werden konnten. In der neuen Online-Applikation sind sämtliche der 3457 Reisefotografien auf einer Karte lokalisiert, interaktiv miteinander vernetzt und mittels verschiedener Suchfilter intuitiv such- und findbar.
Erschliessung der Fotos in der Datenbank HelveticArchives durch Gaby Rauch und Karin von Wartburg.
2006-2009Memoriav-Digitalisierungsprojekt, durchgeführt von Christophe Brandt, Institut suisse pour la conservation de la photographie (ISCP): 5243 Fotos.
2008100. Geburtstag von Annemarie Schwarzenbach: „Am Ende aller Wege“, Festvortrag von Klara Obermüller in der Schweizerischen Nationalbibliothek.
Virtuelle Ausstellung: Präsentation einer interaktiven Flash-Applikation mit ca. 100 Fotos von Annemarie Schwarzenbach.
2017Aufschaltung der 3457 Fotos von Annemarie Schwarzenbach auf Wikimedia Commons und opendata.swiss.
Open Cultural Data Heckathon: Anreicherung der Metadaten mit geographischen Koordinaten zur Geolokalisierung.
2018Aufschaltung der Fotos auf e-manuscripta.
2019-2020Update der alten Flash-Applikation durch Beat Zimmerli, Anwendung entwickeln für alle 3457 Fotos von Annemarie Schwarzenbach.
Präsentation der neuen Applikation an der Museumsnacht.